Wolfgang Bosbach

Bosbach über Katar-WM: „Ich möchte den Job nicht machen“

Von Markus Krücken -19. November 2022
Erschienen auf report-k.de
Der frühere Spitzenpolitiker Wolfgang Bosbach ist Fußballfan und Experte. Foto: Bopp

Köln.
Am Sonntag startet die 22.Fußball-WM. Kein Turnier zuvor hat wohl so sehr polarisiert und wird von derart vielen Fußballfans und Gastronomen boykottiert wie dieses.

Denn: Für die einen ist Gastgeberstaat Katar der triefende Korruptions- und Morallosigkeitstümpel schlechthin, für die anderen – wie Bayerns Ehrenpräsidenten Uli Hoeness – ist Kritik am Wüstenstaat wegen Menschenrechtsfragen billigste Heuchelei von salon-sozialistischen Handaufhaltern.

Spitzenpolitiker Wolfgang Bosbach (CDU) ist eines der meinungsfreudigsten Gesichter der Republik, unabhängig, leidenschaftlicher Fußballfan und -experte. Wie denkt der „Bundeskanzler der Herzen“ über das Turnier? Das Interview mit „WoBo“.

WoBo, schauen Sie sich die WM-Spiele an oder boykottieren sie sie?

Bosbach: Leider kann ich mir die ersten beiden Spiele unserer Mannschaft wegen unauflösbarer Terminkollisionen nicht ansehen, aber das dritte Gruppenspiel werde ich am Fernseher verfolgen.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es Katar nicht sonderlich interessiert, ob ich gucke oder nicht und wenn der Apparat ausbleibt, verbessert sich dadurch vor Ort garantiert nix. Überhaupt nix! Was können die Mannschaften und die Sender für die katastrophale Fehlentscheidung die WM nach dort zu vergeben.

SCHWIERIG IST ES ALLERDINGS KATAR VON MONTAGS BIS SAMSTAGS HART ZU KRITISIEREN UND DANN SONNTAGS MIT TIEFER VERBEUGUNG UND WARMEN WORTEN UM ENERGIELIEFERUNGEN ZU BITTEN
– Wolfgang Bosbach

Verstehen Sie denn die Boykott-Bewegung oder ist diese heuchlerisch, wie deren Kritiker wie Uli Hoeneß meinen?

Bosbach: Jein. Der Fehler war die Vergabe, denn schon damals herrschten dort ja jene Zustände, die wir jetzt plötzlich, in der Sache völlig berechtigt, aber viel zu spät, wortreich beklagen.

Schwierig ist es allerdings Quatar von montags bis samstags hart zu kritisieren und dann sonntags mit tiefer Verbeugung und warmen Worten um Energielieferungen zu bitten. Für die Bundesregierung ein Eiertanz par excellence.

Wird sich durch die Kritik an dieser WM-Vergabe nach Katar im Fußball in Zukunft etwas ändern?

Bosbach: Ja! Das MUSS sein. Dieses Hinterzimmergemauschel muss ein Ende haben. Übrigens: Es war eine Firma aus Deutschland, die die Bewerbung von Katar gemanagt hatte.

Wie finden Sie persönlich ZDF-Live-Kommentatorin Claudia Neumann, die bei manchen Fans polarisiert?

Bosbach: Also ehrlich, Moderatorinnen und Moderatoren werden immer wieder kritisiert werden, mal zu Recht, mal zu Unrecht. Mal reden sie zu wenig, dann zu viel, dann das Falsche. Ich möchte den Job nicht machen.

Sind Ihnen zuviele Frauen mittlerweile beim Fußball im TV oder ist dieser Trend einfach logisch in unserer Zeit?

Bosbach: Das Fußball Männersache ist, glaube noch nicht einmal ich!

Wer soll die WM gewinnen?

Bosbach: Politisch korrekt wäre: Die beste Mannschaft! Als Fan sage ich Deutschland, als Realist Brasilien oder Frankreich.

Zum FC! Was sagen Sie du zu dieser bisherigen Saison mit 17 Punkten, aber mit Abwärtstrend zuletzt und Europa-Aus?

Bosbach: Ich habe schon vor dem 1.Spiel gesagt: „Das wird für den FC eine ganz schwere Saison!“. Und so ist es momentan auch. Zwar sind 17 Punkte vor dem Hintergrund der Doppelbelastung und der langwierigen Verletzungen von echten Leistungsträgern ganz ok, aber der Trend macht mir Kummer. Gut, das jetzt mal Pause ist.